Käptn Bye Bye
Von Helden, Huren und Halunken – die frech-frivolen Balladen des Fritz Graßhoff
Der Dichter und Maler Graßhoff (1913 - 1997), unter anderem ein erfolgreicher Schlagertexter, spielte zeitlebens in seinen chansonhaften Balladen gekonnt mit den Klischees von Seemanns- und Fahrtenliedern, Moritaten oder folkloristischen Gesängen und trieb sie parodistisch auf die lästerhafte Spitze. Stets nimmt er jedoch in seinen Texten Partei für die Benachteiligten und Zukurzgekommenen. Ich „ernähre mich vom VERSENgeld und leuchte im Gelichter“, schrieb er einst programmatisch. An anderer Stelle heißt es: „Ich schreibe, um den Mächtigen zu entmachten, die Laus zu adeln, den Papst zu bannen.“ Der Auricher Musiker Heinrich Herlyn präsentiert ein unterhaltsames Programm mit von ihm neu vertonten Texten des fast vergessenen Autors. Die musikalische Bandbreite reicht dabei von Tango bis Swing, vom Walzer bis zum russischen Volkslied.
Prolog
Lied 1: Käptn Byebye
Autobiographisches
Text 1: Die Stadt, in der ich wohne
Text 2: Mir an den Spiegel zu stecken
Seeräuber-Report
Text 3: Wenn einer ist ein armer Hund
Lied 2: Seeräubers Morgenlied
Lied 3: Neues Störtebecker-Lied
Lied 4: Käptn Killer
Lied 6: Das Seemannsherz
Lied 7: Madam Goulou
Lied 8: Marameh
Lied 9: Big-Bomb-Dolly
Lied 10: Olle Pinnelle
Lied 11: Lied vom Floh auf gro0er Fahrt
Lied 13: Ostfriesisches Fischerlied (Text: Heinrich Herlyn)
Russisch Brot
Lied 11: Iwan Iwanowitsch
Lied 12: Russische Reiseballade
Lied 13: Das Mannsbackelied
Lied 14: Was der Alte dachte
Lied 15: Ballade von der armen Januschka
Lied 16: Auf dem Kamm zu blasen
Lied 17: Winter in Krotije
Lied 18: Die Schlittenfahrt
Fritz Graßhoff verbrachte seine Jugend in Quedlinburg, wo sein Vater (früher Seemann) als Kohlenhändler lebte. Das derbe Milieu hinterließ später viele Spuren in seinen Balladen und Songs. 1933 machte er sein Abitur und begann zunächst eine Lehre als Kirchenmaler; später war er journalistisch tätig. 1938 kam er zum Militär und geriet im Krieg in die Sowjetunion und zum Schluss in britische Gefangenschaft. Von 1946 bis 1967 lebte er in Celle. In dieser Zeit reiste er viel nach Griechenland und lebte zeitweise auch in Schweden. Gleich bei seiner ersten Ausstellung (1954 in Hannover) erfolgten Ankäufe von der Kunsthalle Hamburg und dem Lehmbruck-Museum Duisburg. Parallel dazu verlief seine schriftstellerische Tätigkeit. Sein Geld verdiente er hauptsächlich mit Schlagertexten (er schrieb z. B. diverse Hits für Lale Andersen und Freddy Quinn, aber auch den Evergreen Nimm mich mit Kapitän, auf die Reise für Hans Albers), während er neben seinen oft derben Songs und Balladen (vertont von Musikern wie Heinz Gietz, Lotar Olias, Siegfried Strohbach, Bert Grund, Wolfgang „Schobert“ Schulz von Schobert und Black oder James Last, damals noch Hans Last) auch ernsthafte Lyrik schrieb sowie Texte des schwedischen Nationaldichters Carl Michael Bellman und aus der römischen und griechischen Antike übersetzte. Zeitweise war Graßhoff einer der meistrezitierten deutschen Schriftsteller – namhafte Interpreten wie René Deltgen, Gustav Knuth, Inge Meysel oder Heinz Reincke machten seine Werke durch mehrere Schallplattenproduktionen populär. Auch Graßhoffs eigene Lesungen, z. T. als Jazz- und Lyrik-Events mit Schlagzeugbegleitung von einem Lastwagen herunter gesprochen, hatten einigen Zulauf. Graßhoff hielt sich vom Literaturbetrieb fern; er litt darunter, dass er hauptsächlich nach seinen Schlagertexten bewertet wurde, und als sein biographischer Roman Der blaue Heinrich 1980 kaum Beachtung fand, wanderte er, enttäuscht von den deutschen Verhältnissen aus Zwingenberg an der Bergstraße nach Kanada aus, wo er die letzten 14 Jahre seines Lebens in seinem Haus am Ottawa-River verbrachte. Inzwischen hat Graßhoff, vor allem durch seine späte Lyrik (Von der Wichtigkeit der Dinge) und eine Neubewertung seines Romans Der blaue Heinrich einen anerkannten Platz in der Literatur gefunden, was sich in zahlreichen Essays in Literaturzeitschriften widerspiegelt.